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IV. Schluss: Die Entwicklung der Autonomen

Die Autonomen in Göttingen und Berlin entstehen Anfang der 80er Jahre innerhalb des Alternativmilieus. Insbesondere in Berlin gibt es während des Häuserkampfes eine lebendige Gegenkultur, die alternative Lebensweisen praktiziert und politisch aktiv ist. In diesem Umfeld fallen die Autonomen durch Militanz und eine eigene Ästhetik auf, die sich stark an Punk anlehnt. Innerhalb der Bewegungen, in denen sie sich ab diesem Zeitpunkt engagieren, grenzen sie sich gegenüber den anderen BewegungsanhängerInnen zudem durch den Anspruch ab, möglichst radikale und ‚revolutionäre‘ Politik machen zu wollen. Dabei nehmen sie verschiedene Funktionen wahr, von der/dem ‚kämpferische/n Anhänger/in‘ im Häuserkampf über den/die auch organisatorisch eingebundene/n ‚Aktivisten/in‘ beim Widerstand gegen technische Großprojekte bis hin zur ‚Führungsperson‘ in der Antifa-Bewegung. Die Autonomen sind zunächst die jugendkulturelle Basis, deren Identitätsbedürfnisse sich in den eskalierenden Konflikten sozialer Bewegungen entfalten können, später stellen sie selbst den organisatorischen Kern, der Jugendliche in ihre Aktionen einbindet. Aufgrund dieser Diskontinuitäten in der Organisierung und der fehlenden thematischen Festlegung fällt es schwer, von einer ‚autonomen Bewegung‘ zu sprechen.

Trotzdem weisen die Autonomen die zentralen Eigenschaften sozialer Bewegungen auf, wie sie im konzeptionellen Teil dieser Arbeit dargestellt wurden. Hier ist zunächst die Konflikt- und Aktionsorientierung zu nennen, die als hervorstechendstes Merkmal der Autonomen in den 80er Jahren gelten kann. Von der Entstehungszeit bis zu den Auseinandersetzungen um die Hamburger Hafenstraße treten die Autonomen mit militanten Aktionsformen im Rahmen eskalierender Konflikte in Erscheinung. Die wenigen autonomen Publikationen dieser Zeit erscheinen im Kontext dieser ‚Bewegunghighlights‘. Ihre Inhalte sind im Sinne des Zusammenhangs von ‚Informations‘- und ‚Handlungsselektion‘ auf die Aktivitäten der Autonomen ausgerichtet. Bei der NichtverhandlerInnenposition im Berliner Häuserkampf kann sogar der Eindruck entstehen, das ‚Primat der Aktion‘ gehe so weit, dass die Handlungsselektion die Informationsselektion dominiert, weil das Kampferlebnis selbst als Begründung für die Praxis herhalten muss.

Die Betonung des Kampfes verweist auf zwei besondere Kennzeichen der nsB, ‚Erlebnisorientierung‘ und ‚Entdifferenzierung von Politik und Person‘, da im politischen Kampf das Erleben von Individualität und Kollektivität mit dem Verfolgen moralischer Ziele zusammenfallen. Die im Bezug auf den Kampf gebildete ‚heroische Identität‘ der Autonomen drückt sich auch in möglichst radikalen Forderungen und Theorien aus, die ‚das ganze System‘ in Frage stellen. Sie lassen die eigene Position als mutig, kompromisslos und konsequent erscheinen und ermöglichen eine klare Abgrenzung, auch von den MitkämpferInnen aus dem Alternativspektrum.

Die bisherigen Ausführungen können den Eindruck vermitteln, bei den Autonomen handle es sich um ein gänzlich unpolitisches Phänomen von ‚gewaltbereiten Jugendlichen‘, die sich in militanten Aktionen als heldInnenhafte KämpferInnen erleben wollen. Gerade, weil die Autonomen nicht thematisch festgelegt sind und sich in verschiedenen Bewegungen engagieren, scheinen Inhalte für sie von geringer Bedeutung zu sein. Die Tatsache, dass sich die Autonomen nicht anhand der Auseinandersetzung um eine Problemdeutung bilden, darf aber nicht zu der Annahme verleiten, dass die Problemdefinition der jeweiligen Bewegung für ihr Verhalten keine Rolle spielt. Denn auch das Erlebnis des Kampfes ist davon abhängig, welche Bedeutung der Auseinandersetzung beigemessen wird; ohne KonfliktgegnerInnen und politische Ziele können weder Selbstbefreiung noch moralische Überlegenheit erfahren werden. Das individuelle Erlebnis der Auseinandersetzung resultiert also u. a. daraus, wie das Bewegungsthema eingeführt ist und welche Rolle die GegnerInnen in dem Konflikt spielen.

Auf dieses ‚Framing‘ der Aktionen, der Interpretation der Auseinandersetzungen durch die Öffentlichkeit und die Bewegung selbst, haben die Autonomen nur geringen Einfluss. Da sie in der Regel an Bewegungen teilnehmen, deren Problemdefinition bereits etabliert ist, können sie sich nur noch als besonders entschlossene oder radikale BewegungsanhängerInnen darstellen oder mit dem Angriff auf Sicherheitskräfte ihren systemoppositionellen Anspruch zum Ausdruck bringen. Einzig bei den Antifa-Aktionen in den 90er Jahren gibt es eine gewisse autonome ‚Meinungsführerschaft‘, auch wenn es sich um Bündnisaktivitäten handelt. Die Medienberichterstattung steht allerdings auch bei den Demonstrationen der Antifa (M) sehr unter dem Eindruck der Aktionsformen und ausgewählten KonfliktgegnerInnen.

Der ‚Frame‘ ihrer Aktionen unterscheidet autonome Militanz auch klar von rechter Gewalt. Gibt es beim rauschhaften Gewalterlebnis noch Parallelen, werden die Unterschiede eindeutig, wenn Konfliktdefinition, Aktionsformen und Intention berücksichtigt werden. Die Autonomen agieren nur in einem Kontext, der als ‚linke Politik‘ eingeführt ist, damit ihre Militanz als gegen ein abstraktes, repressives System gerichtet verstanden werden kann. Die gezielte Beeinträchtigen von Personen ist dabei zumindest nicht intendiert. Dagegen ist rechte Gewalt auf die Ausgrenzung konkreter Personengruppen ausgerichtet.

Von dieser Unterscheidung teilweise ausgenommen werden müssen die direkten Auseinandersetzungen zwischen Rechtsradikalen und Antifas. Auch wenn entsprechende Aktionen in der Regel eine Reaktion auf die aggressive Präsenz von Skinheads darstellen, folgen sie dem Schema von Kämpfen zwischen jugendsubkulturellen Gruppen. Ähnlich wie bei den historischen Rivalitäten zwischen Rockern und Mods nehmen die Antifa-Gruppen die Ebene körperlicher Gewalt von den Skins an. Ein Beispiel dafür ist die kollektive Gewaltaktion in einem Berliner Chinarestaurant, in deren Verlauf der Kaindl-Mord verübt wird.

Neben der Anbindung an die Problemdefinition der jeweiligen Bewegung wirkt auch ein ‚rationaler Diskurs‘ innerhalb der Autonomen der ‚Selbstverdummung‘ durch absolute Konfliktorientierung entgegen. Von Anfang an finden sich auch Äußerungen in autonomen Publikationen, die auf ein hohes Bewusstsein über Möglichkeiten und Grenzen autonomer Politik hindeutet. Dieser ‚rationale Diskurs‘ kann zwar die Konfliktorientierung nicht ausschalten, aber teilweise dafür sorgen, dass strategisch mit ihr umgegangen wird. Zu seinen praktischen Auswirkungen gehören die Anti-IWF-Kampagne und die Organisierungsversuche in der Antifa-Bewegung. Gerade in den 90er Jahren verlieren die Diskussionsbeiträge aber an Praxisbezug und es kann nicht mehr von einem Zusammenhang im Sinne von Informations- und Handlungsselektion gesprochen werden. Die Debatten sind teilweise nur noch Selbstzweck bzw. dienen dazu den Zusammenhalt der verbliebenen (Alt-)Autonomen zu gewährleisten.

Kollektive Gewalt und Heroismus sind traditionell männerbündisch organisiert. Dagegen erscheint die Bewegungskultur der Autonomen weitgehend geschlechtsneutral: Sowohl auf der praktischen- als auch auf der symbolischen Ebene werden Frauen keine spezifischen Rollen oder Stilelemente zugewiesen. Was die interne Organisierung angeht, kann ebenfalls nicht davon ausgegangen werden, dass es sich bei den Autonomen um Männerbünde handelt. Neben der Möglichkeit für Frauen, auch an den gewalttätigen Aktionen teilzunehmen, spricht die generelle Abneigung der Autonomen gegenüber hierarchischen Strukturen dagegen. Das Beispiel der Immigranten-Gangs in Berlin zeigt aber und die massive interne Kritik am ‚Mackerverhalten‘ weist darauf hin, dass es innerhalb autonomer Strukturen durchaus möglich ist, männerbündnisch aufzutreten.

Gerade die ‚männlich‘ besetzten Elemente des autonomen Aussehens, die aus der Rockerkultur entlehnt sind, haben jedoch für Frauen und Männer ganz unterschiedliche Bedeutungen. Während es, trotz des starken Einflusses des Punk, durchaus die Möglichkeit gibt, sich traditionell maskulin als ‚harter Typ‘ zu inszenieren, durchbrechen die autonomen Frauen mit ihrem Aussehen weibliche Rollenvorstellungen. Auch schwarze Lederhosen lassen bei autonomen Frauen nicht den Eindruck entstehen, es handele sich um ‚Motorrad-Miezen‘, weil sie nicht mit engen Tops oder ‚Löwenmähne‘, sondern mit Kapuzenpullis und PalästinenserInnentuch kombiniert werden. Autonome Frauen treten mit ihrer Selbstdarstellung aus der traditionellen Rollenzuschreibung als komplementär des männlichen Kämpfers heraus. Sie bringen zum Ausdruck, dass sie öffentlich agieren wollen und nicht bereit sind, die Reproduktionsarbeit zu übernehmen oder sich als Sexualobjekte zur Verfügung zu stellen.

Das wird auch deutlich, als sich in der zweiten Hälfte der 80er Jahre Frauengruppen bilden, die ‚Mackertum‘, ‚Sexismus‘ und ‚Militanzfetisch‘ anprangern und ihre Gegner vor allem in der autonomen Szene suchen. Die autonomen Frauen bringen dabei keine besondere Form ‚weiblicher Politik‘ hervor. Es wird vielmehr versucht, die ‚männlichen‘ Politikformen wie Militanz und Heroismus weiblich zu besetzen. Auch der autonome Feminismus strebt dabei einen Frame an, in dem sich die Frauen als Handelnde inszenieren und mit direkten Aktionen wütend gegen ihre Unterdrückung vorgehen. Eine Festlegung auf ‚weibliche‘ Politikformen; gewaltfrei, beziehungs- und harmonieorientiert, lehnen die autonomen Frauen damit ab.

Ihr Vorgehen gegen sexistisches Verhalten bei Kulturveranstaltungen und Vergewaltigungsvorwüfe gegen Einzelpersonen sorgen für Verunsicherung bei den männlichen Autonomen und tragen dazu bei, ein neues, autonomes Selbstverständnis durchzusetzen. Die Autonomen entdecken ihre privilegierte Stellung als ‚weiße Metropolenbewohner/in‘ und als ‚Mann‘. Besonders in "Drei zu Eins" wird die Veränderung in der autonomen Theorie deutlich: Autonome rebellieren nun nicht mehr wütend gegen ‚das gesamte System‘, es wird vielmehr erwartet, dass eine selbstkritische Haltung an den Tag gelegt und ‚strukturelle TäterInnenschaft‘ anerkannt wird.

Dieses neue Selbstverständnis, primär gegen eigene Strukturen zu kämpfen, erscheint zunächst als Ausdruck einer ‚Entdifferenzierung von Politik und Person‘, wie sie generell für die nsB angenommen wird. Darüber hinaus lässt sich die Patriarchatsdiskussion aber nur schwer in das Schema ‚soziale Bewegung‘ einfügen. Da der autonome Feminismus kaum aktionsorientiert ist, - abgesehen vom Führen eben der Patriarchatsdiskussion -, kann er nicht in den Zusammenhang von ‚Informations‘- und ‚Handlungsselektion‘ eingeordnet werden. Mit ihrer Thematisierung von Militanz als männlichem Gewaltverhalten und Kritik an internen Hierarchien knüpft die Patriarchatsdiskussion an vorherige Auseinandersetzung im ‚Überbau der Bewegung‘ an und ist Teil des ‚rationalen Diskurses‘.

Eine weitere Möglichkeit, die Debatte um Sexismus und Patriarchat einzuordnen ist, sie als Reaktion auf nachlassende Aktions- und damit Abgrenzungsmöglichkeiten anzusehen und als Verschiebung der Bewegungspolitik von der Gesellschafts- hin zur Selbstveränderung zu interpretieren. Es gibt verschiedenen historische Beispiele, in denen ein entsprechender Politikwechsel so weit geht, dass BewegungsanhängerInnen von der Gesellschaftsveränderung Abschied nehmen und Gemeinschaften gründen, die ganz auf die Ideale der Bewegung ausgerichtet sind. Bei den Autonomen ist das aber nicht der Fall: Die Diskussionen um innerautonome Strukturen in den 90er Jahren führen zwar zu einer ideologischen Vereinheitlichung und Reglementierung von Verhaltensweisen, es gibt aber keine Anzeichen dafür, dass sich die Autonomen zu einer Sekte entwickeln. Das gemeinsame, antipatriarchale Selbstverständnis ist ein wichtiges Moment in der autonomen Öffentlichkeit, hat aber nur begrenzte Verbindlichkeit für die einzelnen Personen. Zum einen ist es möglich, ein ‚Privatleben‘, neben der autonomen Öffentlichkeit zu führen, zum anderen gibt es immer die Möglichkeit, sich weniger zu engagieren oder die ‚Szene‘ zu verlassen. Es entstehen weder Gruppen, die durch eine gemeinsame Ideologie und repressive Strukturen auffallen, noch Gemeinschaften, die versuchen, ihre Ideale in eine alternative Lebensweise zu übersetzen.

Was zudem gegen ‚Selbstveränderung‘ als neues Leitbild der Autonomen spricht ist, dass es sich bei der Patriarchatsdiskussion um einen Machtdiskurs innerhalb der autonomen Szene und nicht um einen kollektiven Selbsterfahrungsprozess handelt: Autonome Frauen fordern von männlichen Autonomen, sich mit ihren patriarchalen Denkstrukturen und Verhaltensweisen auseinanderzusetzen. Diese reagieren mit pauschalen Schuldeingeständnissen, eine tatsächliche Diskussion über patriarchales Verhalten ist aber tabuisiert, auch in den eigens gegründeten Männergruppen. So erscheinen die Sexismus- und Vergewaltigungsvorwürfe als Mittel, Verunsicherung hervorzurufen und ein Definitionsrecht in Fragen des Patriarchats einzufordern.

Die mit der Patriarchatsdiskussion einhergehende ‚Klimaveränderung‘ in der autonomen Szene fällt in eine Zeit des Bewegungsabschwungs und der nachlassenden Anziehungskraft auf Jugendliche. Viele potentielle BewegungsanhängerInnen wenden sie sich der HipHop-Kultur und aktionsorientierten Antifa-Gruppen zu. Seit Mitte der 90er Jahre kann kaum noch Nachwuchs eingebunden werden und die autonome Szene reduziert sich weitgehend auf ein eher bürgerliches Publikum aus ‚Alt-Autonomen‘, das weiterhin über Alltags- und Freizeitstrukturen verfügt.

Mit dem Nachlassen der Bewegungsaktivitäten wird deutlich, dass es sich bei den Autonomen nicht um eine Jugendsubkultur handelt. Anders als beim Punk ist der Stil der Autonomen nicht ohne politische Aktionen zu erhalten. Die Verbreitung eines autonomen ‚Outfits‘ als jugendkulturelle Mode nimmt Anfang der 90er rapide ab, als die Medienpräsenz der Autonomen nachlässt. Das liegt vor allem daran, dass die Autonomen keine Cliquen bilden, die durch ihre bloße Existenz den Stil reproduzieren. Die Hauptaktivität jugendsubkultureller Gruppen besteht normalerweise im gemeinsamen ‚Rumhängen‘, dagegen wirken die Autonomen, auch im persönlichen Umgang, sehr protestantisch und leistungsorientiert. Ihre Gruppen bilden sich meist für Kampagnen, anhand von Themen oder organisatorischen Aufgaben. Auch die ausgeprägte verbale Kultur, die sich unter anderem in der Flut von Publikationen ab der zweiten Hälfte der 80er Jahre ausdrückt, ist untypisch für Jugendsubkulturen, die sich eher über Symbole verständigen und bestenfalls ‚fanzines‘ produzieren.

Auch was die Organisierung angeht, entsprechen die Autonomen weitgehend anderen sozialen Bewegungen. Zur Beschreibung ihrer lokalen Strukturen benutzen sie selbst den Begriff ‚Szene‘. Damit ist das Netz persönlicher Beziehungen gemeint, das sich durch gemeinsame politische Aktivitäten, Kneipenbesuche, Wohngemeinschaften oder bei politischen- und kulturellen Veranstaltungen gebildet hat. Die informellen Kontakte zwischen ‚Szeneangehörigen‘ sind bis in die 90er Jahre hinein in der Lage, kurzfristig und für konkrete Projekte Gruppenstrukturen aufzubauen und organisatorische Arbeit zu leisten. Darüber hinaus gibt es in den Aktionsphasen eine Organisierung in Gruppen und Koordinierungsgremien, wie sie sich auch in anderen sozialen Bewegungen findet. Für die Aktionsvorbereitung spielen dann zudem ‚Plena‘ und ‚Vollversammlungen‘ eine große Rolle. Sie geben auch unorganisierten Einzelpersonen die Möglichkeit, an Aktionen teilzunehmen, sofern sie sich in der autonomen Szene bewegen.

Genauso wenig, wie der autonome Stil ohne Bewegungsaktivitäten überlebensfähig ist, gelingt es der Organisationsstruktur ohne Einbindung jugendsubkultureller Strömungen, Einfluss auf die politische Öffentlichkeit zu nehmen. Das wird bei den Organisierungsversuchen von Antifa (M) und fels deutlich: Ohne Aktionen können sie keine AnhängerInnen einbinden und Öffentlichkeit für sich und ihre Positionen schaffen. Besonders die Antifa (M) verliert an Handlungsfähigkeit, als sie keine Demonstrationen mit schwarzem Block mehr veranstalten kann. Insofern bestätigt der empirische Teil dieser Arbeit die These von sozialen Bewegungen als Verbindung von Organisationsstruktur mit Bewegungskultur.

Zu den Institutionen, die zum Teil bis heute weiterexistieren gehören Zeitschriften, Infoläden oder Szenekneipen und Jugendzentren. Mit Blick auf die Entstehungszeit der Autonomen ist es sehr wahrscheinlich, dass sie für Anschlussbewegungen zur Verfügung stehen, da auch autonome Publikationsorgane wie die ‚radikal‘ oder die ‚Göttinger Stadtzeitung‘ von Redaktionen aus Vorläuferbewegungen gegründet wurden. In gewisser Weise kann bereits der ‚autonome Antifaschismus‘ der 90er Jahre als Nachfolgebewegung der Autonomen angesehen werden. Er agiert mit weniger militanten Aktionsformen und hat Schwierigkeiten, sich als ‚systemoppositionell‘ darzustellen, zudem trägt er nicht zur Theorieentwicklung der ‚tripple oppression‘ bei. Gleichzeitig gibt es personelle Kontinuitäten, die es ermöglichen, Infrastruktur und Know-how der Autonomen zu nutzen. Wie auch beim Protest gegen die Castor-Transporte werden zudem die äußeren Merkmale der Autonomen eingesetzt. Da Vermummung und Militanz als zentrale Stilelemente der Autonomen in der Öffentlichkeit verankert sind, wird auch in der Zukunft im Zusammenhang mit eskalierenden Konflikten von ‚den Autonomen‘ die Rede sein.

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